Geringe Tiefenschärfe ist das, was Fotos „professionell“ aussehen lässt. Das würde wahrscheinlich der totale Fotografie Anfänger sagen. Der Hintergrund ist hierbei gewollt gleichmäßig verschwommen und das Motiv gestochen scharf.
Aber wieso wirken Fotos mit geringer Tiefenschärfe gleich so hochwertig und besonders? Und wie kannst du deine Fotos auch so aussehen lassen? Genau darum soll es in diesem Artikel gehen!
Ich möchte dir zeigen, wovon die Schärfentiefe abhängt und wie du sie selbst benutzt, um deinen Fotos das Gewisse etwas zu verleihen.
Bei geringer Schärfentiefe ist nur ein kleiner Teil des Bildes scharf, während der Rest gleichmäßig verschwommen ist. Eine geringe Schärfentiefe erreicht man durch einen niedrigen Blendenwert, also einer großen Blendenöffnung. Dadurch kann mehr Licht durch das Objektiv fallen. Den unscharfen Hintergrund bezeichnet man auch als Bokeh.
Grundlagen der Schärfentiefe
Was ist die Schärfentiefe?
Wenn du fotografierst kannst du nur auf exakt eine Entfernung scharf stellen. Objekte, die sich vor oder hinter diesem Punkt befinden werden unscharf. Je größer die Entfernung zwischen Objektiv und Motiv ist, desto höher ist die Schärfentiefe.
Auf dem Bild ganz oben ist sehr gut zu erkennen, das nur ein kleiner Bereich, nämlich die Vögel auf dem Ast, wirklich scharf erkennbar sind. Sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund verschwimmen unscharf.
Für Detail- oder Porträtaufnahmen wird die Schärfentiefe vor allem als Mittel eingesetzt, um den Betrachter auf das Hauptmotiv zu konzentrieren anstatt ihn mit zu vielen Details im Hintergrund davon abzulenken. Hier verwendest du eine geringe Schärfentiefe.
Bei Landschaftsaufnahmen hingegen soll möglichst das komplette Bild scharf abgelichtet werden. Die Schärfentiefe ist also groß.
Die Schärfentiefe ist übrigens von der Entfernung und dem Aufnahmeformat abhängig, noch mehr jedoch von der Blende und der Brennweite.
Geringe vs. große Schärfentiefe
Wie ich gerade schon angedeutet habe, kannst du mit geringer Schärfentiefe das Motiv vom Hintergrund abgrenzen. Du fokussierst also zum Beispiel eine Person und öffnest die Blende. Dadurch wird der Hintergrund gleichmäßig verschwommen und lenkt nicht vom Hauptmotiv ab.
Bei Landschaftsaufnahmen sieht das schon etwas anders aus. Hier möchtest du schließlich einen möglich großen Bereich des Bilds scharf darstellen. Hier schließt du also die Blende, um eine tiefe schärfentiefe zu erreichen. So erreichst du, dass sowohl der Vordergrund, als auch der Hintergrund scharf sind.
Bei welcher Blende dein Objektiv seine maximale Schärfentiefe erreicht, kann man pauschal nicht sagen. Die meisten Objektive erreichen allerdings bei Blendenwerten zwischen f/4 und f/11 die tiefste Schärfentiefe. Bei Porträts oder Detailaufnahmen solltest du hingegen eine eher offene Blende verwenden, wie f/1.8 oder f/2.8. So kannst du Motiv und Hintergrund gut voneinander trennen.
Zusammenhang zwischen Objektiv und Schärfentiefe
Dein Objektiv beeinflusst die Schärfentiefe deiner Bilder maßgeblich. Je nachdem wie weit du die Blende deines Objektivs öffnen kannst, desto geringer die Schärfentiefe und schöner das Bokeh.
Auch die Brennweite deines Objektivs wirkt sich auf die Schärfentiefe aus. Kurze Brennweiten, also Weitwinkelobjektive, habe eine sehr große Schärfentiefe. Sie eignen sich daher eher für Aufnahmen, auf denen alles scharf sein soll. Längere Brennweiten, wie Teleobjektive, erlauben eine geringere Schärfentiefe. So kannst du ein schönes Bokeh erzeugen und Motiv und Hintergrund klar voneinander trennen.
Die Magie der geringen Schärfentiefe
Was ist geringe Schärfentiefe?
Geringe Schärfentiefe bedeutet nichts anderes, als das nur ein kleiner Teil des Bildes scharf ist. Ein Objektiv kann nur auf eine bestimmte Ebene fokussieren. Je weiter du deine Blende öffnest, desto kleiner wird diese Ebene.
Du kannst dir das so vorstellen, als würde man den Bereich vor deiner Kamera in Scheiben schneiden. Eine offene Blende sorgt dafür, die Scheiben besonders dünn sind. Dein Motiv ist also unscharf und der Hintergrund verschwommen. Je weiter du die Blende öffnest, desto dicker sind die Scheiben. Die Schärfentiefe zieht sich dann durch den kompletten Bildbereich.
Eine geringe Schärfentiefe ermöglicht es dir, dein Hauptmotiv vom Hintergrund abzugrenzen. Dadurch, dass der Hintergrund unscharf ist, lenkt er nicht von deinem Motiv ab.
Machst du zum Beispiel ein Porträt von einer Person vor einem Wasserfall, könnte ein tiefe Schärfentiefe dafür sorgen, dass der Wasserfall von der Person ablenkt. Mit geringer Schärfentiefe kannst du die Person hervorheben. Der Wasserfall wird aber trotzdem verschwommen im Hintergrund angedeutet.
Der verschwommene Hintergrund bei geringer Schärfentiefe heißt übrigens Bokeh. Der Begriff kommt aus dem japanischen und bedeutet so viel wie „unscharf, verschwommen“. Beim Bokeh handelt es sich um eine gewollte und ästhetische Art der Unschärfe. Unabsichtlich Verwackelte und unscharfe Bilder haben hiermit nichts zu tun.
Die Ästhetik des Bokeh-Effekts
Wie ich gerade schon erwähnt, handelt es sich beim Bokeh um eine gewollte und ästhetische Art der Unschärfe. Doch was bedeutet „ästhetisch“ überhaupt in diesem Zusammenhang?
Ob ein Bokeh schön oder weniger schön ist, hängt vom subjektiven Empfinden des Betrachters ab. Allgemein wird jedoch ein homogenes Bokeh als angenehmer wahrgenommen. Die entstehenden Lichtkreise sollten dabei möglichst rund und gleichmäßig auftreten.
Mit den richtigen Abständen beeinflusst du den Bokeh-Effekt deutlich. Der Hintergrund sollte möglichst weit entfernt von deinem Hauptmotiv sein, damit dieser in der Unschärfe verschwimmt. Gleichzeitig unterstützt du das Bokeh, wenn die Distanz zwischen Kamera und Hauptmotiv möglichst kurz ist.
Der Hintergrund selbst spielt ebenfalls eine Rolle bei der Erzeugung des Bokehs. Ein strukturierter oder unruhiger Hintergrund kann das Bokeh unangenehm wirken lassen oder sogar stören. Ein einheitlicher und ruhiger Hintergrund hingegen lässt das Bokeh sanft und harmonisch erscheinen.
Wie du eine geringe Schärfentiefe erzielst
Um eine geringe Schärfentiefe und damit ein schönes Bokeh zu erreichen, müssen die Rahmenbestimmungen stimmen. Dazu gehört natürlich auch die Ausrüstung, mit der du fotografierst, aber auch die technischen Einstellungen. Schauen wir uns das ganze mal etwas im Detail an.
Die Einstellungen der Blende
Je weiter du die Blende deines Objektivs öffnest, desto geringer die Schärfentiefe. Eine geringe Schärfentiefe erreichst du meistens bei Blendenwerten unter f/4. Also zum Beispiel f/2.8, f/1.8 oder f/1.4. Je weiter du die Blende öffnest, desto weicher und harmonischer wird das Bokeh. Gleichzeitig wird das Motiv immer mehr hervorgehoben.
Achte allerdings darauf, dass wirklich nur der Hintergrund verschwommen ist. Schaue beim fotografieren, dass die Ränder deines Motivs scharf sind. Wenn du siehst, dass diese ebenfalls verschwimmen, solltest du die Blende etwas weiter schließen. Dein Motiv soll schließlich gestochen scharf und gut erkennbar sein.
Die Wahl des Objektivs
Wie weit du die Blende öffnen kannst, hängt von deinem Objektiv ab.
Gute Objektive erlauben sehr niedrige Blendenwerte wie f/1.4 und damit eine sehr weite Öffnung der Blende. „Normale“ Objektive haben oft minimale Blendenwerte von f/2.8 oder f/4. Aber auch damit bekommst du schon ein gutes Bokeh hin.
In den meisten Fällen hängt die maximale Blendenöffnung auch mit dem Preis zusammen. Lichtstärkere Objektive, also mit größerer Blendenöffnung, sind oft deutlich teurer. Sie sind komplexer konstruiert und ermöglichen dir dadurch auch eine besserer Bildqualität. Zum Einstieg brauchst du kein High End Objektiv.
Mein Tipp: Möchtest du dennoch ein schönes Bokeh mit deiner Kamera erzeugen, schaffe dir zuerst eine gute Festbrennweite, wie z.B. 50mm, an. Die gibt es meistens schon für ein paar hundert Euro und bieten häufig eine größere Blendenöffnung von f/1.8 oder mehr.
Die richtige Entfernung zwischen Kamera, Motiv und Hintergrund
Die Distanz zwischen Motiv und Kamera wirkt sich direkt auf die Schärfentiefe aus. Befindet sich dein Motiv unmittelbar vor deiner Kamera und ist fokussiert, erreichst du ein weiches Bokeh. Je weiter du dich von deinem Motiv entfernst, desto mehr wirst du im Hintergrund erkennen. Die Schärfentiefe wird dann also tiefer.
Das gilt übrigens auch, wenn du mit einem Teleobjektiv fotografierst. Je näher du an dein Motiv heran zoomst, desto geringer wird die Schärfentiefe. So kannst du zum Beispiel einen weit entfernten Vogel gestochen scharf fotografieren, während der Hintergrund unscharf ist.
Geringe Schärfentiefe kreativ nutzen
Porträtfotografie
In der Porträtfotografie ist eine geringe Schärfentiefe häufig sehr wichtig. Du möchtest schließlich in den meisten Fällen die Person und den Hintergrund klar voneinander trennen. Hier solltest du aber auch ganz genau darauf achten, dass die Person auch an den Kanten scharf ist. So wird die Person schön hervorgehoben, während der Hintergrund angenehm verschwommen ist.
Makrofotografie
In der Fotografie der besonders kleinen Dinge, wie Blumen oder Insekten, ist es wichtig, dass der Hintergrund nicht vom Motiv ablenkt. Gerade, wenn du auf einer Blumenwiese fotografierst, kann es sonst dazu kommen, dass du von zu vielen anderen Dingen abgelenkt wirst. Eine offene Blende und dadurch eine geringe Schärfentiefe sind also essenziell in der Makrofotografie.
Wildlife Fotografie
In der Wildlife Fotografie fotografierst du meistens mit höheren Brennweiten wie 200mm oder darüber. Dadurch kannst du auch weit entfernte Tiere, z.B. auf einer Safari, nah heranholen und fokussieren. Eine offene Blende hilft dir dabei, Tier und Hintergrund klar zu trennen. Wie ich aber schon erwähnte, erreichst du mit höheren Brennweiten so oder so eine geringere Schärfentiefe und damit ein schöneres Bokeh.
Geringe Schärfentiefe perfektionieren
Fotografiere im manuellen Modus
Damit du ein möglichst schönes Bokeh erzeugen kannst, solltest du unbedingt in einem manuellen Modus fotografieren. So hast du volle Kontrolle über die Einstellung der Blende, des ISO und der Belichtungszeit. So schöpfst du das volle kreative Potenzial deiner Kamera aus.
Zu Beginn würde ich dir sowieso empfehlen, ausschließlich im manuellen Modus zu fotografieren. So lernst du deine Kamera und ihre Funktionen einfach am besten kennen.
Der Automatik Modus ist einfach ein richtiger Kreativitätskiller. Das führt dazu, dass du nicht richtig lernst, wie du deine Kamera bedienst. Und dadurch häufig auch zu langweiligen Fotos.
Balanciere die Belichtung aus
Gerade, wenn du mit niedrigen Blendenwerten fotografierst, musst du die Belichtung deines Bildes im Auge behalten. Sonst kann es schnell zu einer Überbelichtung führen. Das Ergebnis sind zu helle Bilder und ein größerer Aufwand bei der Nachbearbeitung.
Stelle also Belichtungszeit und ISO immer so ein, dass trotz großer Blende deine Lichtwaage ausgeglichen ist. Denke auch immer daran, dass der ISO möglichst niedrig sein sollte. So verhinderst du Bildrauschen und damit eine schlechtere Bildqualität.
Nutze den manuellen Fokus
Mit dem manuellen Fokus kannst du am präzisesten kontrollieren, welcher Bereich deines Bildes scharf sein soll. Aber manuell zu fokussieren ist gerade am Anfang nicht leicht. Ich meine, woran soll man denn erkennen, was richtig scharf ist?
Die meisten modernen Kameras bieten dir da eine gute Hilfe. Nämlich das sogenannte Fokus Peaking. Beim Fokus Peaking werden die scharfen Kanten deines Bildes mit einer Farbe hervorgehoben. So weißt du immer, welcher Bereich deines Bildes scharf ist.
Wenn du es doch lieber etwas komfortabler magst, kannst du natürlich auch im automatischen Modus fotografieren. Damit du dennoch die Kontrolle über den Fokus hast, kannst du mit den Pfeiltasten den Fokuspunkt verschieben und mit der „OK“-Taste bestätigen. So fokussiert deine Kamera nur das, was du willst.
Häufige Herausforderungen und ihre Lösungen
Vermeide zu viel Unschärfe
Wie ich schon erwähnte, solltest du immer darauf achten, dass dein Motiv scharf ist. Gerade, wenn du gerne mit offener Blende fotografierst, kann es schnell passieren, dass die Kanten unscharf werden. Daher solltest du die Blende immer auf die Entfernung zu deinem Motiv anpassen. So stellst du sicher, dass alles gut erkennbar ist.
Du musst übrigens nicht immer die größte Blende, also niedrigste Blendenstufe, wählen, um ein tolles Bokeh hinzubekommen. Oft kannst du auch mit Blende f/4 oder höher eine schöne Unschärfe im Hintergrund erzeugen. So gehst du auch sicher, dass dein Motiv komplett scharf ist.
Reagiere auf schlechte Lichtverhältnisse
Wenn du bei schlechten Lichtverhältnissen fotografierst zahlt sich ein lichtstarkes Objektiv aus. So kannst du die Blende weiter öffnen und mehr Licht fällt durch das Objektiv auf den Sensor deiner Kamera. Das ist sicherlich ein großer Vorteil. Allerdings wird bei geöffneter Blende das Bild auch zunehmend unschärfer.
Du solltest daher darauf achten, dass du die Blende bei Landschaftsaufnahmen oder ähnlichem nicht zu weit öffnest oder zumindest überprüfst, dass deine Aufnahme ausreichend scharf ist. Sonst kann es schnell passieren, dass die Bäume im Hintergrund nicht mehr richtig scharf sind.
Gerade in der Landschaftsfotografie ist es daher immer ratsam ein Stativ dabei zu haben. So kannst du längere Belichtungszeiten und dafür eine etwas geschlossenere Blende für maximale Schärfe nutzen.
Zusammenfassung
Geringe Schärfentiefe ist also ein toller Effekt, den du als Fotograf nutzen kannst, um die Aufmerksamkeit auf dein Motiv zu lenken und es hervorzuheben. Gleichzeitig kannst du den Hintergrund etwas ausblenden und trotzdem noch andeuten. Das Werkzeug, dass du hierzu nutzt ist deine Blende.
Je weiter du die Blende deines Objektivs öffnest (je kleiner der Blendenwert) desto geringer wird die Schärfentiefe. Den unscharfen Hintergrund bezeichnet man dann auch als Bokeh. Schließt du die Blende (hohe Blendenwerte) wird das Bild entsprechend schärfer.
Wenn du dich für weitere Artikel zum Thema Fotografieren interessierst, schaue dich mal auf meinem Blog Sergej Away um. Mit meinen Artikeln möchte ich dich dabei unterstützen, ein besserer Fotograf zu werden. Bis zum nächsten Mal!
Dein Sergej