
Zu vielen Kameras bekommst du direkt ein passendes Objektiv dazu. Das ist das so genannte Kitobjektiv. Das klingt auch erstmal ganz logisch. Was willst du schließlich mit einer Kamera ohne Objektiv machen? Ein passendes Objektiv als Zubehör klingt also erstmal sinnvoll. Warum du die Kamera allerdings besser ohne Kitobjektiv kaufen solltest und welches Objektiv du stattdessen wählst ist das Thema meines heutigen Artikels.
Ein Kitobjektiv ist ein Objektiv, dass bei vielen Kameras zum Lieferumfang gehört. Es handelt sich dabei meist um mittelklassige Zoomobjektive, die häufig relativ lichtschwach sind. In der Regel hat man die Wahl, ob man nur den Kamera Body oder den Kamera Body plus Kitobjektiv kaufen möchte.
Kitobjektiv Grundlagen

Was ist ein Kitobjektiv?
Kitobjektive sind meist preiswerte Objektive, die zusammen mit einem Kameragehäuse als Set, also Kit, verkauft werden. Diese Kits werden oft als perfekte Einsteigersets für Fotografie Anfänger beworben.
Früher, also in Zeiten der analogen Fotografie, gab es als Kit Objektiv oft 50 mm Festbrennweiten mit einer guten Blende von f/1.8 oder offener. Damit konnte ma schon eine ganze Menge anfangen.
Bei den heutigen digitalen Systemkameras sind es hingegen meist Zoomobjektive. Meistens sind das Brennweiten zwischen 24-105mm oder ähnlich.
Diese Zoom-Kitobjektive sind meistens sehr lichtschwach und kommen bei schwierigen Lichtverhältnissen schnell an ihre Grenzen. Von der kurzen Brennweite mit maximaler Blendenöffnung von f/3.5 verliert sich das Licht zum langen Ende hin in Blendenöffnungen von f/5.6 und kleiner.
So eines geben die Hersteller, meist gegen einen relativ geringen Aufpreis, zum Kameragehäuse dazu. In der Regel kosten die Kitobjektive dann nur rund 100 bis 200€. Das allerdings nur wenn man sie gleich mit der Kamera und nicht erst später kauft. Möchtest du ein Kitobjektiv hingegen erst zu einem späteren Zeitpunkt erwerben, musst du meist so um die 300€ dafür ausgeben.
Kitobjektive sind nicht immer mega schlecht. Richtig gut sind sie allerdings meist auch nicht. Ich denke, dass sie oft okay sind, mehr aber auch nicht. Die Kamerahersteller wollen natürlich, dass du am Ball bleibst und weitere Objektive bei ihnen kaufst. Das würde nicht funktionieren, wenn das Kitobjektiv grottenschlecht wäre.
Aber schauen wir uns erstmal an, warum „richtige“ Objektive besser sind als Kitobjektive und worauf du beim Kauf neuer Objektive generell achten solltest.
Die Grenzen von Kitobjektiven

Bildqualität
Stellen wir uns mal vor, dass du dir eine neue Vollformatkamera für 1.500€ kaufen möchtest. Bei Amazon siehst du, dass es ein Set mit Kit Objektiv für nur 200€ mehr gibt. Ziemlich günstig für dein erstes Objektiv. Also gar nicht schlecht oder?
Ja und nein. Zwar ist richtig, dass 200€ für ein Objektiv nicht viel sind und Kitobjektive meist einen großen Brennweitenbereich haben. Du ignorierst dabei allerdings, dass das Objektiv viel wichtiger für die Qualität deiner Bilder ist, als die Kamera, die du mit dem Objektiv benutzt.
Damit diese Objektive so günstig angeboten werden können, werden sie auch günstiger konstruiert. Darunter leidet die Bildqualität enorm. Als Anfänger wirst du das vielleicht noch nicht direkt merken, spätestens aber, wenn du mal ein anderes, besseres Objektiv an deiner Kamera benutzt. Kitobjektive haben häufig eine wesentlich schlechtere Abbildungsleistung und sind darüber hinaus sehr lichtschwach.
Kitobjektive sind in Sachen Bildqualität einfach stark begrenzt. In meinen Augen ist es daher deutlich sinnvoller die 200€ zu sparen und stattdessen direkt eine anständige Festbrennweite für etwas mehr Geld zu kaufen. Gerade 50mm Objektive mit Blende f/1.8 gibts oft schon für 300-500€. Da ist dein Geld in den meisten Fällen deutlich besser angelegt.
Blende

Die meisten Kit Objektive haben eine maximale Blendenöffnung von f/4 oder höher. Freistellen mit geringer Schärfentiefe ist da meistens nicht möglich. Außerdem musst du so viel mit hohen ISO-Werten arbeiten. Gerade bei schlechten Objektiven ist Bildrauschen eigentlich schon vorprogrammiert. Auch wenn du eine richtig gute Kamera benutzt.
Wenn du mit der Fotografie gerade erst anfängst, ist es wichtig zu verstehen, wie sich Blende, Belichtungszeit und ISO auf dein Bild auswirken. Mit einem Kitobjektiv wirst du diese Funktionen nicht wirklich auskosten können. Ein besseres Objektiv mit größerer Blende ist da sicherlich die beste Wahl. Gerade, wenn du mit geringer Schärfentiefe deine Motive freistellen möchtest.
Qualität und Haltbarkeit
Auch das äußere Erscheinungsbild und die Haptik von Kitobjektiven lassen häufig zu wünschen übrig. Hier wird häufig fast ausschließlich leichter Kunststoff verbaut. Das merkst du schon, wenn du das objektiv mal in der hand hältst. Meistens sind Kitobjektive sehr leicht und wirken wenig robust.
Das macht sich natürlich auch in der Abnutzung dieser Objektive bemerkbar. Kitobjektive sind häufig nicht so widerstandsfähig und Gebrauchsspuren werden meist schon nach kurzer Zeit deutlich sichtbar. Auch die Funktionen können dadurch auf längere Sicht eingeschränkt werden.
Teilweise werden auch Kunststoffbajonetts statt Metallbajonetts verbaut. Dadurch kann es passieren, dass das Objektiv nach häufiger Nutzung nicht mehr so gut an deine Kamera passt.
Brennweite

Die meisten Kitobjektive haben akzeptable Brennweiten. Teilweise sogar von Weitwinkel bis höherer Telebereich. Durch die niedrige Blendenöffnung macht die Fotografie mit hohen Brennweiten oft allerdings wenig spaß. Kitobjektive haben selten einen guten Bildstabilisator, sodass du mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten musst.
Damit dein bild dadurch nicht zu dunkel wird, musst du gleichzeitig auch hohe ISO Werte benutzen. Das führt wiederum dazu, dass du Bildrauschen in kauf nehmen musst. Also nicht wirklich das Gelbe vom Ei.
Kitobjektive erwecken den Eindruck, als wärst du super flexibel und könntest entspannt zwischen den Brennweiten hin und her wechseln. In der Realität sieht das allerdings leider anders aus. Ohne Stativ und bei schlechtem Licht, kannst du höhere Brennweiten meist vergessen. Eine gute Festbrennweite macht da mehr spaß. Gerade, weil die häufig sehr lichtstark ist.
Bessere Alternativen zu Kitobjektiven

Welche Objektivtypen gibt es?
Doch welches objektiv solltest du dir kaufen, wenn du kein Kitobjektiv haben möchtest? Hier hast du grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Objektivtypen. Den Objektiven mit fester Brennweite und den Zoomobjektiven.
Wie sich die beiden unterscheiden, erklären ich dir jetzt:
Festbrennweiten

Bei einem Festbrennweiten Objektiv kann die Brennweite nicht verstellt werden. Du musst dir also schon beim Kauf sicher sein, dass du nur diese eine Brennweite benutzen möchtest.
Das hört sich jetzt erst einmal drastisch an, ist es aber nicht. Festbrennweiten bieten eine Menge Vorteile, die Zoomobjektive eben nicht haben.
In Sachen Bildqualität, Bokeh und Lichtstärke sind Festbrennweiten oft deutlich besser, als Zoomobjektive. Das liegt an ihrer simplen Bauweise.
Allerdings hast du mit einem Festbrennweite nicht den Luxus zu zoomen. Möchtest du dein Motiv also größer auf dem Bild haben, musst du laufen. Das trainiert aber nicht nur deine Beine, sondern auch den Umgang mit deiner Kamera und deinem Objektiv. Mit einer Festbrennweite lernst du richtig zu fotografieren.
Festbrennweiten gibt es übrigens mit allen möglichen Brennweiten. Egal, ob Weitwinkelobjektive mit 20 mm, Standardobjektive mit 50 mm oder Tele Objektive mit 200 mm Brennweite.
Zoomobjektive

Zoomobjektive sind die Allrounder unter den Objektiven. Was sie so praktisch macht? Ganz einfach, du kannst zwischen mehreren Brennweiten wählen und hast somit mehrere Objektive in einem. Man unterscheidet zwischen folgenden Zoomobjektiven:
- Weitwinkelzoom
- Standardzoom
- Telezoom
Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen kannst du deine Fotoausrüstung auf wenige Objektive beschränken und musst dir nicht zehn unterschiedliche Festbrennweiten zulegen. Das ist auch deutlich günstiger. Mit einem Zoomobjektiv bist du außerdem deutlich flexibler und kannst schnell die Brennweite ändern und musst nicht erst ein neues Objektiv montieren. Das ist vor allem auf Reisen sehr praktisch.
Allerdings haben Zoomobjektive auch so ihre Nachteile. In Sachen Abbildungsleistung und Bildqualität sind Festbrennweiten meist ein ganzes Stück besser. Auch die maximale Blendenöffnung ist bei Zoomobjektiven häufig kleiner. Dadurch kommen sie bei schlechten Lichtverhältnissen schonmal an ihre Grenzen. Zoomobjektive mit großer Blendenöffnung gibt es auch, sind aber natürlich dementsprechend etwas teurer.
Im Großen und Ganzen sind Zoomobjektive eine super Sache. Durch ihre Flexibilität kannst du sie in fast allen Situationen einsetzen und musst nicht so viel mit dir herumschleppen. Ich würde dir als Anfänger empfehlen 1-2 gute Zoomobjektive anzuschaffen. Dann hast du erstmal ruhe und kannst dich voll aufs Fotografieren fokussieren.
Wie Du dein erstes gutes Objektiv wählst

Überlege, was Du fotografieren möchtest
Zu wissen, was du überhaupt fotografieren möchtest ist der wichtigste Punkt bei der Wahl eines neuen Objektives. Möchtest du eher Landschaftsaufnahmen machen, solltest du dir eher eine Weitwinkelobjektiv, statt eines Teleobjektivs kaufen. Möchtest du hingegen eher Porträts schießen ist das Weitwinkelobjektiv wahrscheinlich die falsche Wahl. In meiner kleinen Übersicht siehst du, für welchen Zweck welches Objektiv am besten geeignet ist:
Welches Objektiv für was?
Fotografie Genre | Empfohlene Brennweite | Objektivtyp |
---|---|---|
Landschaft | 14mm – 24mm | Weitwinkel |
Portrait | 85mm – 135mm | Tele |
Streetfotografie | 35mm – 50mm | Standard |
Architektur | 24mm – 35mm | Weitwinkel |
Sportfotografie | 70mm – 200mm | (Super) Tele |
Makrofotografie | 90mm – 105mm | Makro |
Tierfotografie | 100mm – 600mm | Tele |
Reisefotografie | 24mm – 70mm | Standard Zoom |
Astrofotografie | 14mm – 24mm | Weitwinkel |
Lege ein Budget fest
Fotografieren ist kein günstiges Hobby. Das wirst du gemerkt haben, wenn du mal bei Amazon oder so geschaut hast, was Kameras und Objektive kosten. Kamera Equipment kann ganz schön teuer werden.
Umso wichtiger ist es daher, dass du vorher festlegst, wie viel du für dein neues Objektiv ausgeben möchtest. Hast du das getan, kannst du schauen welches Objektiv du dir dafür kaufen kannst. Denke daran, dass du deine Ausrüstung später immer noch upgraden kannst.
Kompatibilität
Eigentlich selbstverständlich, aber ich sage es zur Sicherheit nochmal: Achte darauf, dass dein neues Objektiv auch wirklich auf deine Kamera passt. Dazu muss das Bajonett des Objektivs mit deiner Kamera kompatibel sein.
Meine Objektivempfehlungen für dich
Damit du dir aufwendige Recherchen sparst, habe ich dir mal einige Objektive rausgesucht, die sich super zu Beginn eignen. Es handelt sich jeweils um eine gute 50mm Festbrennweite. Damit kannst du super in die Welt der Fotografie einsteigen. Ich liebe Festbrennweiten und empfehle dir auch mit einer zu starten. Du bist super flexibel und hast direkt zu beginn eine richtig gute Bildqualität.
Hier meine Objektivauswahl für dich:
Beste Festbrennweiten für Einsteiger
Hersteller | Objektivname | Brennweite | Offenblende | Bajonett | Amazon* |
---|---|---|---|---|---|
Canon | Canon RF 50mm F1.8 STM | 50mm | f/1.8 | RF Mount | Jetzt kaufen |
Nikon | Nikon NIKKOR Z 50 mm 1:1,8 S | 50mm | f/1.8 | Z Mount | Jetzt kaufen |
Sony | Sony SEL-50F18F | 50mm | f/1.8 | E Mount | Jetzt kaufen |
Fujifilm | Fujifilm FUJINON XF50mm F2 R WR | 35mm | f/2 | X Mount | Jetzt kaufen |
Panasonic | Panasonic S-S50E LUMIX S | 50mm | f/1.8 | L Mount | Jetzt kaufen |
Zusammenfassung

Du siehst also, dass Kit Objektive häufig nur ein Kompromiss sind. Es mag sein, dass du am Anfang noch Spaß daran hast, mit ihnen zu fotografieren. Nach wenigen Tagen wirst du allerdings merken, dass Kitobjektive limitiert in ihren Funktionen sind.
Es ist daher durchaus sinnvoll auf das Kitobjektiv zu verzichten und nur den Kamerabody zu kaufen. Statt dem Kitobjektiv solltest du dir ein gutes Objektiv raussuchen, mit dem du viel mehr Möglichkeiten hast.
Wenn du dich für weitere Artikel zum Thema Fotografieren interessierst, schaue dich mal auf meinem Blog Sergej Away um. Mit meinen Artikeln möchte ich dich dabei unterstützen, ein besserer Fotograf zu werden. Bis zum nächsten Mal!
Dein Sergej