Weitwinkelobjektive gehören bei den meisten Fotografen fast schon zur Standardausrüstung. Vielleicht überlegst du dir ja auch gerade, ob dir als Nächstes ein Weitwinkelobjektiv zulegen solltest und fragst dich, ob du das überhaupt wirklich brauchst. Um das gleich mal vorwegzunehmen: Ja, in meinen Augen brauchst du unbedingt eins! Aber in diesem Artikel möchte ich mal ganz von vorne anfangen und dir die vielen Vorteile von Weitwinkelobjektiven zeigen.
Weitwinkelobjektive sind Objektive mit einer besonders kurzen Brennweite. Sie können einen größeren Bildwinkel abbilden, als Standard- oder Teleobjektive. Weitwinkelobjektive eignen sich daher gut, um große Motive, wie große Gebäude oder ganze Landschaften zu fotografieren. Neben Teleobjektiven und Standardobjektiven gehören Weitwinkelobjektive zur Standardausrüstung vieler Fotografen.
Was ist ein Weitwinkelobjektiv?
Eigenschaften und Funktionen
Generell gelten Objektive, die eine Brennweite von weniger als 35 mm haben, als Weitwinkelobjektive. Objektive mit Brennweiten von unter 20 mm werden sogar als Ultraweitwinkelobjektive bezeichnet. Wieso? Ganz einfach, sie können einen noch größeren Bildwinkel aufnehmen. Was der Bildwinkel im Detail ist, erkläre ich dir gleich.
Generell kannst du dich beim Kauf eines Weitwinkelobjektivs zwischen einem Zoomobjektiv und einem Objektiv mit fester Brennweite, auch Festbrennweite genannt, entscheiden. Letztere hat den Nachteil, dass du dich schon beim Kauf auf eine Brennweite festlegen musst, während du beim Zoomobjektiv je nach Situation die passende Brennweite wählen kannst. Dafür ist die Festbrennweite aber auch ein stück schärfer.
Was ist der Bildwinkel?
Der Bildwinkel gibt an, wie viel eine Kamera mit einem entsprechenden Objektiv abbilden kann. Je kleiner die Brennweite ist, die du benutzt, desto größer ist der Bildwinkel. Deswegen spricht man bei kleinen Brennweiten auch von Weitwinkelobjektiven. Sie können einen besonders großen Bildwinkel abbilden. So eignen sie sich zum Beispiel perfekt zur Fotografie von weiten Landschaften, die du mit einem Teleobjektiv nicht so aufnehmen könntest.
Der Bildwinkel wird hierbei in Grad angegeben. Je größer die Gradzahl ist, desto größer ist natürlich auch der Bildwinkel. Ein 20 mm Weitwinkelobjektiv hat an einer Vollformatkamera einen Bildwinkel von 94,5°. Zum Vergleich: Bei einem 50 mm Objektiv wären es 46,8°, also nur knapp die Hälfte. Bei APS-C-Kameras verändert sich der Bildwinkel natürlich entsprechend des Cropfaktors. Merke dir einfach: Je niedriger die Brennweite, desto größer der Bildwinkel.
Vorteile von Weitwinkelobjektiven
Größerer Bildwinkel
Der entscheidende Vorteil eines Weitwinkelobjektivs ist natürlich, dass du viel mehr auf dein Bild bekommst. Das merkst du vor allem, wenn du gerne Landschaftsaufnahmen machst. Mit einem Objektiv mit 50 mm oder noch mehr musst du einen ziemlich guten Standpunkt finden, um möglichst alles einer Szene auf dein Foto zu bekommen. Mit einem Weitwinkelobjektiv hast du dieses Problem seltener.
Der größere Bildwinkel sorgt allerdings nicht nur dafür, dass das Fotografieren von weiten Landschaften einfacher wird, sondern er verändert auch den Look deiner Fotos. Mit einem Weitwinkelobjektiv kannst du viel Dramatik und natürlich mehr Weite in deine Bilder bringen. Richtig eingesetzt kann das sehr beeindruckend und majestätisch wirken.
Hohe Schärfentiefe
Das Weitwinkelobjektiv ist quasi das direkte Gegenteil eines Teleobjektivs. Anstatt, dass es Objekte nah heranholt, schiebt es sie optisch weiter von der Kamera weg. Dadurch wird alles natürlich auch viel, viel kleiner abgebildet. Dadurch entsteht die hohe Schärfentiefe, die du wahrscheinlich vor allem von Landschaftsaufnahmen kennst.
Durch die große Schärfentiefe wird das Bild bis ins kleinste Detail scharf. Wie scharf, hängt hierbei natürlich auch von der gewählten Blende ab. Je weiter du die Blende schließt (je größer die Blendenzahl), desto schärfer wird dein Bild am Ende.
Verzerrung und kreative Effekte
Auch für die kreative Fotografie kannst du ein Weitwinkelobjektiv besonders gut einsetzen. Durch den weiten Bildwinkel verzerren vor allem Ultraweitwinkelobjektive das Bild an den Rändern. So sehen hohe Gebäude zum Teil so aus, als ob sie umstürzen würden.
Auch Nahaufnahmen wie Porträts, von Menschen oder Tieren, können mit einem Weitwinkelobjektiv ziemlich interessant wirken. Hier kannst du deiner Kreativität wirklich freien Lauf lassen.
Wofür benutzt man ein Weitwinkelobjektiv?
Doch wofür eignen sich Weitwinkelobjektive jetzt eigentlich besonders gut? Das schauen wir uns jetzt mal genauer an!
Landschaftsfotografie
Das häufigste und beliebtest Einsatzgebiet für Weitwinkelobjektive ist immer noch die Landschaftsfotografie. Und das ist auch völlig logisch! Ich meine, wo sonst musst du so viel auf einmal auf ein Bild bekommen? Mit einem Weitwinkel bekommst du selbst große Strukturen, wie Berge, Seen oder ganze Gebirgsketten auf dein Bild.
Ein Stativ solltest du bei der Landschaftsfotografie übrigens immer mit dabei haben. Objektive mit kurzem Bildwinkel sind oft nicht besonders lichtstark, was vor allem an den hohen Blendenwerten in der Landschaftsfotografie liegt. So wird das Bild zwar schön scharf, gleichzeitig aber auch dunkel. Mit einem Stativ kannst du problemlos mit längeren Belichtungszeiten arbeiten und so auch bei absoluter Dunkelheit noch schöne Landschaftsaufnahmen machen.
Astrofotografie
Apropos Dunkelheit: Die Astro- oder Sternfotografie ist ein weiterer optimaler Einsatzzweck für besonders kurze Brennweiten. Hier lohnt es sich sogar, zum Ultra-Weitwinkelobjektiv zu greifen. Also einem Objektiv mit einer Brennweite von unter 20 mm. Auf diese Weise, kannst du selbst die gigantische Milchstraße in ihrer ganzen Pracht auf dein Foto bekommen.
Dafür brauchst du nur ein Stativ, dein Weitwinkelobjektiv und natürlich einen möglichst klaren Sternenhimmel. Nun musst du nur noch eine lange Belichtungszeit wählen und die Milchstraße wird auf deinem Foto sichtbar. Welchen Teil du von der Milchstraße siehst, ist allerdings auch Jahreszeitenbedingt.
Innenraumfotografie
Hast du dich schonmal geärgert, weil das Hotelzimmer in echt gar nicht so groß ist, wie es auf den Bildern aussah? Dann bist du nicht alleine, denn ich kenne das auch! Grund dafür ist — wer hätte es gedacht — das Weitwinkelobjektiv. Auch bei der Fotografie von Immobilien, wie Wohnungen oder Häusern, aber auch eben Hotelzimmern, wird gerne auf Weitwinkelobjektive zurückgegriffen. Warum? Ganz einfach, weil sie alles viel größer und weiter wirken lassen.
Kleine Räume, wie Badezimmer, Kochnischen oder die Besenkammer, wirken viel weitläufiger und geräumiger, als sie es in echt sind. Behalte das im Hinterkopf, wenn du das nächste mal eine Wohnung oder ein Hotelzimmer für deinen nächsten Urlaub mietest. Auf schlecht gemachten Fotos, kannst du sogar manchmal die Wölbung an den Seiten des Bildes sehen, die durch einen zu weiten Bildwinkel entsteht.
Streetfotografie
Durch Städte und Dörfer laufen, hohe Gebäude oder ältere Häuser fotografieren — auch dafür eignen sich Weitwinkelobjektive besonders gut. Die Weite einer Stadt oder die Größe eines Gebäudes kannst du viel besser einfangen, wenn du mit einer niedrigeren Brennweite fotografierst. Mit einem Standardobjektiv, also 50 mm, würdest du wahrscheinlich auch gar nicht alles auf dein Bild bekommen.
Auch bei der Streetfotografie kann ich dir empfehlen, immer ein Stativ zur Hand zu haben. So kannst du auch mit längeren Belichtungszeiten fotografieren und kannst deinen ISO reduzieren. So vermeidest du auf der einen Seite lästiges Bildrauschen und kannst zudem Bewegungen verwischen, um deinen Fotos einen kreativen Touch hinzuzufügen.
Welches Objektiv solltest du dir kaufen?
Grundsätzlich hast du immer die Wahl zwischen einem Zoomobjektiv oder einer Festbrennweite. Das ist auch im Weitwinkelbereich so. Aber wie solltest du dich jetzt am besten entscheiden? Ist ein Zoom die bessere Wahl oder hat die Festbrennweite mehr Vorteile? Schauen wir uns das mal an.
Weitwinkel-Zoomobjektive
Der große Vorteile, den Zoomobjektive mit sich bringen, ist natürlich, dass du hier gleich mehrere Objektive in einem hast. Zudem ist dieses Objektiv meist auch noch relativ kompakt und eignet sich daher gut, um es schnell im Rucksack zu verstauen, was gerade auf Reisen sehr praktisch sein kann.
Zoomobjektive haben allerdings meist eine schlechtere Bildqualität, als Objektive mit fester Brennweite. Das liegt einfach daran, dass sie komplizierter aufgebaut sind und viel Technik in kleinsten Raum muss. Auch die Lichtstärke von Zoomobjektiven lässt häufig zu wünschen übrig. Bei den meisten günstigeren Zooms hast du verschiedene minimale Blendenwerte, je nach Brennweite. Je weiter du mit diesen Objektiven an ein Objekt zoomst, desto weiter schließt sich die Blende.
Natürlich gibt es auch professionellere Zoomobjektive, die eine fixe Offenblende über den gesamten Brennweitenbereich bieten, wie f/4 oder f/2.8. So performen sie natürlich deutlich besser bei schlechteren Lichtverhältnissen. Die sind dann aber natürlich auch ein ganzes Stück teurer.
Weitwinkel-Festbrennweiten
Wenn du dich schon etwas mit Objektiven beschäftigt hast, weißt du bestimmt, dass Festbrennweiten das Non plus ultra sind, wenn es um Bildqualität und Lichtstärke geht.
Durch ihre simple Bauweise und die wenigen verbauten Linsen bieten sie meistens eine bessere Abbildungsqualität als Zoomobjektive.
Der große Nachteil von Festbrennweiten lässt sich allerdings auch schon im Namen erahnen. Sie haben eben eine feste Brennweite. Du kannst also nicht zoomen und musst dir somit schon beim Kauf sicher sein, welche Brennweite du zukünftig nutzen möchtest.
Wenn dir also der Bildausschnitt mal nicht passt, musst du dich erstmal woanders hinstellen. Gerade bei niedrigen Brennweiten musst du häufig ganz schön Meter machen, um den perfekten Standpunkt für ein Foto zu finden.
Preislich sind Festbrennweiten meist ein ganzes Stück günstiger als Zoomobjektive. Sie sind außerdem häufig leichter und eignen sich auch so gut als Begleiter auf Reisen.
Meine Empfehlung
Auch wenn eine Festbrennweite dir meist die bessere Bildqualität und damit möglicherweise auch schönere Fotos liefert, würde ich dir im Weitwinkelbereich zu einem Zoomobjektiv raten.
Gerade bei niedrigeren Brennweiten verändert sich der Bildwinkel wirklich extrem. Zwischen 35 und 25 mm fällt der Unterschied noch nicht so sehr auf, aber zwischen 25 und 15 mm dafür umso mehr. Gerade, wenn du noch nicht so richtig weißt, was du mit deinem Weitwinkel überhaupt fotografieren möchtest, kannst du dir mit einem Zoomobjektiv alle Optionen offen halten.
Ich würde dir allerdings trotzdem dazu raten, dir kein schlechtes Objektiv zu kaufen. Investiere lieber etwas mehr Geld in ein gutes Weitwinkel-Zoom mit fixer, und möglichst niedriger, Offenblende. So kannst du auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut ohne Stativ fotografieren und kannst natürlich auch eine bessere Bildqualität erwarten.
Zusammenfassung
Ich hoffe, dass ich dir näher bringen konnte, weshalb ein Weitwinkelobjektiv eine gute Erweiterung deiner Kameraausstattung ist. Gerade, wenn es um die Landschaftsfotografie geht, kannst du dir mit einem Weitwinkel viele neue Blickwinkel und Fotomöglichkeiten erschließen. Ich kann es dir nur wärmstens empfehlen!
Wenn du dich für weitere Artikel zum Thema Fotografieren interessierst, schaue dich mal auf meinem Blog Sergej Away um. Mit meinen Artikeln möchte ich dich dabei unterstützen, ein besserer Fotograf zu werden. Bis zum nächsten Mal!
Dein Sergej